Ziehen an der Leine Teil 3: Emotionale und Soziale Faktoren
Nachdem wir im ersten Teil die faszinierende Nase unserer Hunde kennengelernt haben, im zweiten Teil gelernt haben wie Jagdverhalten und die Rassemerkmale das Problem des Stärkens können geht es heute um die emotionalen und sozialen Komponenten beim Ziehen an der Leine.
Mangelnde Erziehung und Sozialisierung

Dass ein Hund an der Leine zieht, ist oft ein erlerntes Verhalten. Das entspannte Gehen an lockerer Leine muss konsequent trainiert werden. Wenn einem Hund nie beigebracht wurde, sich am Menschen zu orientieren, wird er einfach seinen eigenen Weg gehen.
Hunde lernen durch Erfolg. Wenn dein Hund durch Ziehen an einen spannenden Ort gelangt, lernt er, dass sich dieses Verhalten lohnt. So wird das Ziehen zu einer festen Gewohnheit. Dieses Problem wird durch mangelnde Impulskontrolle verstärkt. Ein Hund, der nicht gelernt hat, seine unmittelbaren Wünsche zu kontrollieren, wird sofort auf jeden Reiz reagieren, indem er in die Leine schießt. Mangelnde Impulskontrolle und an der Leine ziehen eng zusammen und stärken sich gegenseitig. Leinenführigkeitstraining ist somit auch immer Impulskontrolltraining.
Impulskontrolle
ist die Fähigkeit deines Hundes, seine sofortigen Reaktionen auf äußere Reize zu unterdrücken oder zu verzögern. Ein Hund mit guter Impulskontrolle kann einen Ball liegen lassen, wenn du ihn durchhängst, oder ruhig sitzen, während du sein Futter bereitest.

Wenn diese Fähigkeit fehlt, reagiert der Hund sofort und ungesteuert auf alles, was seine Aufmerksamkeit erregt.
Leinenführigkeit
ist die Fähigkeit deines Hundes, entspannt und ohne Zug an der lockeren Leine neben dir zu gehen. Es ist ein erlerntes Verhalten, das für den Hund nicht natürlich ist. Viele Hunde lernen von klein auf, dass Ziehen sie schneller an ihr Ziel bringt – sei es zu einem spannenden Baum, einem anderen Hund oder einer Wiese. Weil sie mit diesem Verhalten Erfolg haben, wird es zur Gewohnheit. Wenn ein Hund dann auf einen spannenden Reiz trifft, verstärkt sich das Ziehen. Er hat nicht gelernt, sich an dir zu orientieren oder seine Geschwindigkeit an deine anzupassen. Stattdessen folgt er seinen eigenen Impulsen, was zu ständigem Zug auf der Leine führt.
Soziale und emotionale Faktoren

Manchmal hat das Leineziehen tiefere Ursachen. Ein unsicherer oder ängstlicher Hund versucht möglicherweise, durch Ziehen Abstand zu bestimmten Situationen zu schaffen. Er fühlt sich bei lauten Geräuschen oder vielen Menschen überfordert und möchte so schnell wie möglich aus der Situation fliehen.

Auch eine fehlende Bindung und Führung kann das Problem verursachen. Wenn der Hund nicht das Gefühl hat, dass du die Situation im Griff hast, wird er selbst versuchen, die Führung zu übernehmen, was sich im Ziehen an der Leine äußert. Der Spaziergang sollte für deinen Hund entspannt und frei von Stress sein. Es ist wichtig, auf sein emotionales Befinden zu achten und ihm Sicherheit zu vermitteln.
Im letzten Teil unserer Serie beschäftigen wir uns damit, was man tun kann und welche Ausrüstung für Hund und Halter hilfreich sein kann.