Ziehen an der Leine Teil 2: Was Jagdinstinkt und Rassemerkmale damit zu tun haben

Nachdem wir im ersten Teil die faszinierende Nase unserer Hunde kennengelernt haben, schauen wir uns heute an, wie das  Jagdverhalten und die Rassemerkmale das Problem des Leineziehens verstärken können.

Was Leineziehen mit dem Jagdinstinkt zu tun hat

Das Ziehen an der Leine kann direkt mit dem Jagdverhalten deines Hundes zusammenhängen. Der Jagdinstinkt ist ein tief verwurzeltes, natürliches Verhalten. Wenn dein Hund an der Leine zieht, hat er wahrscheinlich eine Geruchsspur aufgenommen oder etwas Interessantes in Bewegung gesehen – wie einen Vogel, ein Eichhörnchen oder ein wehendes Blatt. 


Der Jagdinstinkt besteht aus einer Verhaltensabfolge, der Jagd-Sequenz: 

1. Orientieren: Der Hund sucht mit Augen, Ohren und Nase nach potenzieller Beute.
2. Fixieren/Anschleichen: Er hat etwas entdeckt, fixiert es und nähert sich in geduckter Haltung.
3. Hetzen: Er rennt los, um die Beute zu verfolgen.
4. Packen/Töten: Die Beute wird gepackt oder getötet. 

Das Ziehen an der Leine ist oft ein Ausdruck der ersten drei Phasen . Der Hund zieht, weil er von einem Reiz so überwältigt ist, dass er seinen Instinkt sofort ausleben will. Da er durch die Leine daran gehindert wird, entsteht Frust , der sich in starkem Ziehen betont. Dieses Verhalten wird für den Hund zur Gewohnheit , weil er gelernt hat, dass es ihn dem gewünschten Ziel (dem Geruch oder der Sichtung) näher bringt und somit eine  selbst belohnende Wirkung hat. 

Bestimmte Rassen wurden gezielt für die Jagd gezüchtet und haben einen besonders starken Jagdtrieb . Dazu gehören Jagdhunde wie der Beagle, Dackel, Terrier, Bracken, Deutscher Kurzhaar oder Spaniel. Das Ziehen ist hier eine direkte Reaktion auf ihren genetisch verankerten Drang , eine Spur aufzunehmen und zu verfolgen.

Jagd- vs. Zughunde: Rassemerkmale und Leineziehen

Andere Rassen, die für Zugarbeit gezüchtet wurden, haben eine genetische Veranlagung, gegen Druck zu ziehen . Rassen wie der Siberian Husky, Alaskan Malamute oder Berner Sennenhund empfinden den Zug am Geschirr oft nicht als unangenehm, sondern als natürlichen Teil ihrer Arbeit .

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Rasse die Veranlagung zum Ziehen zwar beeinflusst , aber nicht das endgültige Verhalten bestimmt . Ein Jagdhund hat einen stärkeren Trieb , eine Spur zu verfolgen, aber durch konsequentes und positives Training kann ihm vermittelt werden, dass es sich mehr lohnt, auf seine Menschen zu achten.

Jeder Hund ist ein Individuum , und auch innerhalb einer Rasse gibt es große Unterschiede. Das richtige Training , das die rassespezifischen Bedürfnisse (z. B. durch Apportier- oder Nasenarbeit) berücksichtigt, ist der Schlüssel, um das Ziehen an der Leine in den Griff zu bekommen.

Im dritten Teil unserer Serie schauen wir uns an, wie sich die Sozialisierung sowie soziale und emotionale Faktoren auf das Ziehen an der Leine auswirken.

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